Freitag, 21. September 2012

Teuer muss nicht gut sein


Heimlich laut geahnt - und jetzt vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln bestätigt: Auch wenn so manche Weinflasche mehr kostet als ein ganzes Weinregel inklusive Inhalt, befindet sich nicht unbedingt bessere Qualität im Glas mit dem teuren Wein. Sagt der Wirtschaftssoziologe Jens Beckert. 1.890 Weine von 248 Weingütern aus dem Rheingau und Rheinhessen hat er gemeinsam mit dem Soziologen Jörg Rössel aus Zürich untersucht. Nicht etwa auf Restzucker oder Oechsel, sondern die beiden haben sich gefragt - Achtung! - welche Faktoren bei der Preisbildung auf dem deutschen Weinmarkt eine Rolle spielen. Ihr Ergebnis: Auch beim Wein spielt der Status - wie beim Auto - eine Rolle. Und der Rolls Royce oder der Porsche in der Garage und auch im Weinregal ist so manchem wichtiger als das eigene Urteilsvermögen. Sprich, das Etikett beispielsweise mit dem VDP-Logo wertet den Käufer auf. Und zeigt: In Deutschland hat sich der Weinmarkt in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt. Die Winzer entscheiden sich, ob sie für den rational abwägenden Weinfreund aus der Mittelschicht oder für den durch ästhetische Kritierien geleiteten Käufer Wein produzieren. Letzterer blättert für eine Flasche Wein gerne den Gegenwert eines 5-Gänge-Menüs oder mehr hin - so Beckert und Rössel. "Zertifizierte Weine erzielen immer einen höheren Preis - obwohl das nicht immer ein Zeichen für höhere Qualität oder besseren Geschmack ist." Das erst Soziologen darauf in einer Studie hinweisen müssen....