Montag, 8. Oktober 2012

Rheinhessen macht touristisch mobil

Ein Bett im "Weinfeld" - so weit ist auch Rheinhessen noch nicht. Aber für Touristen hat das Weinanbaugebiet immer mehr zu bieten. Vor allem wenn es ums Übernachten geht.

Beispielsweise im Weingut Steitz in Stein-Bockenheim. Mal abgesehen vom etwas befremdlichen Schild "Fremdenzimmer" - solche Schilder sind immer noch hier und da zu finden - sind die Gästezimmer ausgesprochen großzügig  (Platz, Bettgröße, Einrichtung) eingerichtet. Seit 1995 gibt es Gästezimmer auf dem Weingut - von Katrin Steitz mit Geschmack selbst eingerichtet. Es muss ja nicht immer ein preisgekrönter Innenarchitekt sein. Nicht zu vergessen: Der absolut aparte Dekoladen, der zum Weingut dazugehört und zum Shoppen verführt.

Nur wenige Kilometer entfernt hat das VDP-Weingut Wagner-Stempel ebenfalls Gästezimmer - mit Motto-Namen - eingerichtet (s. Foto). Hier beeindruckt vor allem der Frühstücksraum - eigentlich früher ein Kuhstall (!), der eher wie ein Klostersaal wirkt.

Die Dohlmühle in Flonheim von Familie Stütz hat nur sechs Zimmer im Angebot - dafür aber eines für Schwindelfreie in einem kleinen Turm. Und für müde Radlerwaden: ein Wellnessbereich. Nicht zu vergessen, das Weingewölke mit Restaurant  mit regionaler Küche und mediterranem Flair. Auf der Weinkarte steht übrigens auch ein Wein mit Logo des Fußball-Erstligisten Werder Bremen...

Wen es mal nach Niederhausen/Nahe verschlägt: Gloria Mathern hat ein altes Schulhaus in das Gästehaus "Alte Schule" umgewandelt - mit vier reizenden Appartments. Vor allem das mit Terrasse ist empfehlenswert. Schade, das der Frühstücksraum etwas eng geraten ist. Die Entscheidung, einen Teil des Erdgeschosses als Mietwohnung anzubieten, hat hier Platz für Touristen gekostet.

Der Espenhof in Flonheim-Uffhofen plant sogar einen Touristenhof. Essen-trinken-schlafen - darauf setzt der clevere Weingutchef Espenschnieder. 13 Gästezimmer sind jetzt schon vorhanden - unter anderem in einer ehemaligen Poststation. Etwas mühsam mit Koffern die Treppe hinaufzusteigen. Aber die Mühe lohnt sich.

Das Konzept vom Espenhof könnte aufgehen. Der ADFC meldet beispielsweise: Radfahren und Wein läuft gut zusammen. Von Winzerhof zu Winzerhof radeln, danach schmausen und anschließend ab ins Bett, den Rausch ausschlafen. Mittlerweile gibt es 600 Zimmer bei gut aufgestellten Winzern - Tendenz steigend. Auch die maximale Verweildauer in Rheinhessen kann sich mit drei Nächten sehen lassen. Die Auslastung der Gästezimmer liegt bei recht guten 60 Prozent.

Weingut Steitz (Rheinhessen) in 55599 Stein-Bockenheim
www.weingut-steitz.de
Weingut Wagner-Stempel in 55599 Siefersheim (Rheinhessen)
www.wagner-stempel.de
Dohlmühle in 55237 Flonheim (Rheinhessen)
www.dohlmuehle.de
Weingut Espenhof in 55237 Flonheim Rheinhessen)
www.espenhof.de
Weingut Mathern in 55585 Niederhausen (Nahe)
www.gaestehaus-mathern.de
 

Freitag, 21. September 2012

Teuer muss nicht gut sein


Heimlich laut geahnt - und jetzt vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln bestätigt: Auch wenn so manche Weinflasche mehr kostet als ein ganzes Weinregel inklusive Inhalt, befindet sich nicht unbedingt bessere Qualität im Glas mit dem teuren Wein. Sagt der Wirtschaftssoziologe Jens Beckert. 1.890 Weine von 248 Weingütern aus dem Rheingau und Rheinhessen hat er gemeinsam mit dem Soziologen Jörg Rössel aus Zürich untersucht. Nicht etwa auf Restzucker oder Oechsel, sondern die beiden haben sich gefragt - Achtung! - welche Faktoren bei der Preisbildung auf dem deutschen Weinmarkt eine Rolle spielen. Ihr Ergebnis: Auch beim Wein spielt der Status - wie beim Auto - eine Rolle. Und der Rolls Royce oder der Porsche in der Garage und auch im Weinregal ist so manchem wichtiger als das eigene Urteilsvermögen. Sprich, das Etikett beispielsweise mit dem VDP-Logo wertet den Käufer auf. Und zeigt: In Deutschland hat sich der Weinmarkt in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt. Die Winzer entscheiden sich, ob sie für den rational abwägenden Weinfreund aus der Mittelschicht oder für den durch ästhetische Kritierien geleiteten Käufer Wein produzieren. Letzterer blättert für eine Flasche Wein gerne den Gegenwert eines 5-Gänge-Menüs oder mehr hin - so Beckert und Rössel. "Zertifizierte Weine erzielen immer einen höheren Preis - obwohl das nicht immer ein Zeichen für höhere Qualität oder besseren Geschmack ist." Das erst Soziologen darauf in einer Studie hinweisen müssen....

Samstag, 9. Juni 2012

Rheinhessen macht touristisch mobil

Mit der "Schönsten Weinsicht in Rheinhessen" eine Weinreise starten, ist nicht die schlechteste Idee. Zumindest an einem schönen Tag, der den Blick bis nach Frankfurt schweifen lässt, wo man die Banktürme erkennen kann. Während sich unten das "städtische Volk" durch den Abendverkehr gen Nierstein quält. Der Traum der Winzer rund um den "Niersteiner Glöck" - Deutschlands wohl ältestesten Weinberg: Das die B9 am Rhein endlich unterirdisch gebaut wird. Ein Traum, der schon 40 Jahre alt ist. Fortsetzung folgt!