Montag, 22. August 2011

Bloss nicht links abbiegen


"Machen wir ne Herrentour, an die schöne Ahr." Zigmale mit den Toten Hosen gesungen, jetzt in die Realität umgesetzt. "Durchs Ahrtal zur Landkrone" lautet unsere ADAC-Wanderroute. Gelände "mittel", Kondition "gut", Länge 14,7 km. Das schien für Anfänger durchaus machbar. Der Startschuss fällt in Bad Bodendorf durch das Naturschutzgebiet Lohrsdorf - leider keine seltenen Orchideenarten gesichtet - zur Burgruine auf der Landkrone hinauf. Lange Zeit geht es am Rotweinwanderweg entlang - der überraschend wenig frequentiert ist. Mit 28 Grad vielleicht auch ein wenig heiß zum Wandern. Egal, die Wasserflasche in der Hand geht es weiter bis zum Frohnhof - durch schöne Waldabschnitte, freie Wiesenflächen und Weinberge, wo wir sogar ein Reh überraschen. Dann der kapitale Bock: Laut ADAC sollen wir hinter dem Frohndorf links abbiegen, weiter auf dem Rheinhöhenweg bleiben. Fataler Fehler, der angekündigte Jüdische Friedhof taucht nie auf. Dafür die wunderschöne Apollinariskirche von Remagen. Ups, zu weit gelaufen. Ein junges Paar mit richtiger Wanderkarte in der Hand sucht ebenfalls den Friedhof. Wir suchen uns eine Alternativroute als gute Pfadfinder, landen völlig erschöpft nach dem Erklimmen des so genannten Reisberges endlich an der gewünschten Stelle - wo das junge Paar schon völlig unverschwitzt Butterbrote auf einer Parkbank mampft. Frust! Keine Pause, wir wollen nach Hause. 2,6 Kilometer noch bis Bad Bodendorf verheißt ein Hinweisschild. Danach verlassen uns die Hinweisgötter. Einige verirrte Kilometer weiter finden wir endlich den "R"-Weg durch die Schlucht mit den Streuobstwiesen (Äpfel, Pflaumen) und taumeln ans Ziel. Echt schön die Route, wenn man nicht am Frohnhof links abbiegt...

ADAC Wanderführer Rhein.Mosel.Eifel 2010
Route Nummer 19

Wiederkäuer-Gag: Nummer Zwei nach Bordeaux


Wer Traben-Trarbach an der Mosel besucht, kommt an dieser Aussage nie und nimmer vorbei: Das kleine Städtchen war lange Zeit die Nummer Zwei des Weinhandels - nach Bordeaux. Darauf setzen die Marketingexperten ebenso wie die Reiseführer, die Gruppen durch die Weinkeller des Ortes - die so genannte Unterwelt - begleiten. Dass Traben-Trarbach durch den Weinhandel reich geworden ist, lässt sich schnell nachvollziehen. Schicke Jugendstilvillen säumen das Flussufer - nicht selten vom berühmten Berliner Architekten, Prof. Bruno Möhring, entworfen. Auch das "Jugendstilhotel Bellevue" (früher Hotel Clauss Feist) ist ein solches Relikt aus jüngster Vergangenheit (1903). Mittlerweile bietet es im Luftkurort nicht nur liebevoll restaurierte Zimmer im Haupthaus, sondern auch exklusive, sehr geräumige Suiten in Nebenhäusern - mit Badewannen mitten im Schlafzimmer und und und. Zum Vier-Sterne-Superior-Hotel gehören außerdem ein Spa-Bereich und eine Beautyfarm.
Aber zurück zu Traben-Trarbach (wo auch das Buddha-Museum (Ex-Weinkeller Julius Kayser) zu finden ist, s. Blogbericht dazu). 50 bis 55 Jahre sind die Gäste dort im Durchschnitt alt. Als neue Zielgruppe haben die Touristikfachleute "Kinder" im Alter Ü35 ausgemacht, die mit ihren betagten Eltern gemeinsam Urlaub an der Mosel machen, wobei letztere nichts für die Unterkunft zahlen müssen. Ob sie dann im Beistellbett bei den "Kids" schlafen müssen, ist mir nicht bekannt:-)) Wer es übrigens noch nicht wusste - und das dürften 99 Prozent aller Leser sein: Mini-Golf wurde tatsächlich in Traben-Trarbach erfunden. Und nicht vergessen: Der Ort war lange Zeit nach Bordeaux der zweitwichtigste Weinumschlagsplatz Europas - ach, pardon, das habe ich ja schon erzählt, aber darauf wird nunmal in Traben-Trarbach sehr viel Wert gelegt. Enttäuschend ist der angekündigte Ausflug in die Unterwelt. Rund 100 Weinkeller sollen angeblich früher mal mehr oder weniger miteinander verbunden gewesen sein und als Fluchtweg für Hochwasser und Hugenotten gedient haben, heißt es. Die Vorfreude auf ein Labyrinth aus dunklen Gängen voller Spinnen und vielleicht auch Ratten endet in dem Aufsuchen mehrerer recht langweiliger Weinkeller mit 08/15-Holzfässern und der Weinprobe wenig geschmackvoller Rieslinge. Vielleicht eine spannende Tour für die zahlreichen Gäste der Hotel- und Ausflugsschiffe, die in Traben-Trarbach vor Anker liegen und reihenweise grauhaarige Kundschaft durch die Weinkeller schicken. Nette Idee, diese Unterwelt, aber stark verbesserungswürdig.

Hotel Bellevue
www.bellevue-hotel.de

Ausflug in die Traben-Trarbacher Unterwelt (30.9., 18 Uhr, 5 Euro inkl. 1 Glas Wein)
www.unterwelt-ausflug.de

Donnerstag, 18. August 2011

Riesling - nein danke, aber...


Bevor alle meinen, ich wäre ein Riesling-Hasser. Weit gefehlt. Bei meinem Lieblingsvietnamesen wähle ich ohne zu zögern ein Glas Riesling. Erstens, weil dieser positiv-verrückte asiatische Koch von der Brunnenstraße in Düsseldorf ein erstaunlich gutes Händchen für Weine hat. Zweitens, weil ich festgestellt habe, dass der Chinese & Co. nicht umsonst gerne Riesling zur fernöstlichen Küche trinkt. Da passt zusammen, was zusammen gehört. Leider gehören so manche Tropfen von der Mosel nicht in diese Kategorie, sorry! Mit Schaudern denke ich noch heute an den Versuch dreier durchaus anerkannter Winzer, uns ihre besten Tropfen - teilweise sogar VDP-prämiert - auf einem Weinberg an der berühmten Wéinbergssonnenuhr bei Bernkastel-Wehlen zu kredenzen. Leider waren die obligatorischen Spucknäpfe nicht vor Ort. Da musste ein möglichst unauffälliges Glasentleeren ins Gras her. Und schon war da leider das alte Klischee aus der Kinderzeit wieder präsent: Lass' die Finger von Moselwein, den schenkten dir doch deine Eltern ein! Namen und Jahrgänge will ich hier gar nicht mehr beschreien. Mir und allen Weinfreunden zum Trost: Wein ist ohnehin ein subjektives Gaumengeschäft - ähnlich wie Kinofilme oder Bücher. Dem einen schmeckt's oder gefällt's, der andere sucht das Weite oder legt es beiseite. In dem Sinne: Auf den Riesling 2011 - möge er bei mir weiter Überzeugungsarbeit leisten:-))

Mittwoch, 17. August 2011

Ein Buddha kommt selten allein


Schicke Jugendstilvillen. Ein teures Ayurveda-Hotel, pardon Parkschlösschen, ganz in der Nähe. Jede Menge Riesling-Winzer - von unterschiedlicher Qualität. Ansonsten ein Städtchen mit Kurortcharakter und vielen Fahrradtouristen. Und mittendrin diese fernöstliche Oase im Buddha-Museum. Dort hat ein logischerweise steinreicher Sammler (der Mainzer IT-Unternehmer Wolfgang Preuß) sage und schreibe 1800 Buddha-Statuen auf 4000 Quadratmetern ausgestellt - vom Portemonnaie-Format bis zur drei Meter großen Figur. Auch wer nichts mit Buddhismus am Hut hat, bekommt die Kinnlade nicht mehr herunter und zuckt an jeder Ecke den Fotoapparat. Im Dezember 2009 eröffnet wartet dieses architektonische und künstlerische Kleinod noch auf seinen Durchbruch. Bisher verirren sich nur wenige Besucher ins Buddha-Museum. Dabei lohnt sich der Aufenthalt - ruhig zwei bis drei Stunden einkalkulieren - , um den Exponaten vom umfunktionierten Weinkeller bis rauf auf den Dachgarten in jeden Raum zu folgen und die Eindrücke sacken zu lassen. Wer mehr Details erfahren möchte, sollte sich einer Führung anschließen. Aber die Buddhas wirken auch ohne Basis- oder Fachwissen. Übrigens betreibt der Museumsschaffer auch besagtes Fünf-Sterne-Ayurveda-Hotel "Parkschlösschen Bald Wildstein", in dem immer mal wieder Prominente gesichtet werden...

Buddha-Museum Traben-Trarbach
Bruno-Möhring-Platz 1
56841 Traben-Trarbach
www.buddha-museum.de
www.parkschlösschen.de