Dienstag, 29. März 2011

Düsseldorf mutiert zur Weinmetropole

Wir Düsseldorfer haben es schon immer geahnt: Auch am Niederrhein kann der Mensch ganz schön weinselig sein. Am Abschlusstag der Internationalen Fachmesse ProWein ziehen die Veranstalter denn auch eine positive Bilanz - für das Projekt "ProWein goes City". 5000 Weinliebhaber haben an den rund 50 Veranstaltungen der Hotellerie, Gastronomie und des Fachhandels teilgenommen. Allein zum Gourmet-Walk im Maritim-Hotel soll 400 Weinfreunde erschienen sein. Auch das Institut Francais ist bei seiner Balzac-Lesung mit Champagner-Verkostung auf so reges Interesse gestoßen, dass das Konzept fortgeführt und ausgebaut werden soll. Wunderbar! Noch sind wir alle keine Jungwinzer wie Herr Jauch, aber genießen kann der Düsseldorfer bereits wie ein Vollprofi. Auch das Weinsensorium am Burgplatz verbuchte in den vergangenen Tagen großen Zustrom. Über 10.000 Besucher sollen das weiße Zelt des Deutschen Weininstituts zur "Weinaufklärung" genutzt - und dabei gleich einen Besucherrekord gebrochen haben. Berlin und Leipzig hat Düsseldorf dabei hinter sich gelassen. Spätestens seit dem ESC-Zuschlag für die Landeshauptstadt nicht wirklich eine Überraschung, oder?

Montag, 28. März 2011

Trüffelbutter und Wohlfühlweine auf ProWein

"Crémants" aus Luxemburg stehen am ersten Tag der ProWein in Düsseldorf ganz oben auf unserer Probierliste. Immerhin 15 Prozent der heimischen Gesamtproduktion werden dem "geselligen Wein mit individuellem Charakter" Platz gegeben - lehrt uns Moderator und Weinspezialist Rolf Klein vom Fachmagazin "Weinwelt". Nach vier Versuchen am Gaumen steht für uns fest: Das können die Elsässer und so mancher deutsche Winzer besser. Unter "Wohlfühlweine" - O-Ton Rolf Klein - haben wir uns etwas Anderes vorgestellt.

Eine kurze Stippvisite bei der portugiesischen Adega de Moncao - einem uns bereits bekannten Weingut - lässt uns mit Freude feststellen, dass auch der 2010er Jahrgang des Vinho Verde "Alvarinho Deu La Deu" bestens gelungen ist. Portugal hat trotz gigantischer Wirtschaftskrise seine Standfläche noch einmal erweitert und zeigt sich erstaunlich geschlossen als Weinregion. Die Stimmung im Land ist mehr als schlecht, gesteht Sales Manager Armando Rodrigues Fontainhas auf Anfrage. Man müsse jetzt noch mehr arbeiten als bisher. Ob der Fado künftig noch trauriger klingen wird, konnte er uns nicht verraten - ebensowenig, wo man seinen leckeren Wein in Düsseldorf kaufen kann. Hm, Hausaufgaben nicht gemacht, setzen. Einen kleinen Tipp geben wir ihm noch mit - so als gut organisierter Deutscher: Eine portugiesische Weinstraße fehlt noch, denn als Tourist in Portugal ohne Ortskenntnisse versteckte Weingüter zu finden, grenzt fast an Utopie.

Jetzt aber dringend eine Stärkung in Halle 6 - bei "Wine's best friends". Das Angebot wirkt etwas abgespeckt im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem der tolle Italiener mit dem sagenhaften Schinken und Käse glänzt durch Abwesenheit. Wie gut, dass es noch den exzelleten Espresso-Stand gibt. Und die Gourmet-Entdeckung ist die Trüffelmanufaktur aus Offingen. Trüffelöl, Trüffelbutter werden sofort gekauft. Auch der Trüffelkäse ist ein Gedicht. Allerdings fällt die Weinprobe jetzt doch etwas schwerer, weil der Gaumen reichlich "trüffelisiert" daher kommt:-)))

Ein letztes Aufbäumen der Reserven führt zum Israel-Stand. Der Andrang ist groß, leider hat der Moderator kein Mikrofon, so dass seine Ausführungen nicht gut mitverfolgt werden können. Bei seiner Entdeckungstour durch das geschichtsträchtige Weinland vergisst der Herr allerdings nicht die üblichen Propaganda-Sprüche seiner Heimat loszuwerden, die sich natürlich gegen den Islam richten. Angesichts der magereren Qualität der zehn vorgestellten "Spitzenerzeuger" verlassen wir den etwas chaotischen Stand vorzeitig.

Ein "Absacker" in Halle 7A soll uns mit einem Cocktail wieder munter machen. Am FIZZ-Stand ist erstaunlich wenig los. Der Cocktail-Mischer war auch schon mal besser und entlockt nicht so wirklich Begeisterung. Zeit, nach Hause zu gehen - und das, ohne Günther Jauch als Winzer-Neuling bewundert zu haben. Na ja, können wir ja noch nachholen...

Donnerstag, 24. März 2011

Rebenprinzessin als Riesling-Pionierin

Rheingau um 1430. Der verwitwete Graf von Katzenburg muss nach schlechter Ernte um die Existenz seines Weinguts kämpfen. Um das Gut zu retten, soll seine schöne Tochter Bella einen Günstling des Königs heiraten. Die junge Frau willigt angesichts des drohenden Verlustes des geliebten Weinguts ein... Zugegeben, ein historischer Roman mit diesem Klappentext lässt vermuten, dass Rosamunde Pilcher ihre Protagonisten ausnahmsweise mal nicht auf den britischen Inseln in Liebeswirrungen geraten lässt. Corinna Neuendorf ist auch nur ein Pseudonym für eine nach Angaben des Verlages erfolgreiche Autorin, die in Berlin leben und arbeiten soll. Warum sie nicht unter ihrem eigentlichen Namen schreiben wollte? Egal. Interessant ist, dass sie sich der Entstehungsgeschichte der neuen Weinsorte Riesling im Deutschland des 15. Jahrhunderts angenommen hat - und darum eine hübsche Historienschonzette mit Rheingau-Lokalkolorit gestrickt hat. Dabei lag Corinna Neuendorf alias ?? vor allem die Leidenschaft der Winzer-Pioniere des späten Mittelalters am Herzen, deren "Weinberge ihnen Tag für Tag die Kraft verliehen, das sinnlichste Getränk der Welt herzustellen", heißt es im Nachwort. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Corinna Neuendorf "Die Rebenprinzessin" - Historischer Roman
Ullstein Taschenbuch, 8,95 €
ISBN 978-3-548-28171-1

Dienstag, 15. März 2011

Weinerlebnis-Parcours auf Düsseldorfer Burgplatz


So sah das WeinSensorium in Berlin am Bahnhof aus. Foto: DWI

Die ProWein steht in Düsseldorf in den Startlöchern. 36.000 Fachbesucher werden zur Internationalen Weinmesse erwartet. "Normalos" müssen draußen bleiben. Nach dem bereits gut besuchten Out-Messe-Event "ProWein goes city" hat sich jetzt auch das Deutsche Weininstitut etwas einfallen lassen, um Besucher außerhalb des Messegeländes am Wein-Feeling teilhaben zu lassen. Erstmals gastiert das so genannte WeinSensorium in Düsseldorf, und zwar auf dem Burgplatz. Dort können Besucher "auf spielerische Art und Weise viel Interessantes um den Wein aus den heimischen Regionen" kennenlernen, so das DWI. Abschluss der "Weinreise" mit Stationen zum Mitmachen bildet eine Wein-Lounge. Seminare zu Themen wie "Der richtige Wein zum Essen" oder "Käse & Wein" stehen ebenfalls auf dem Programm.

Das WeinSensorium hat vom 20. bis 28. März geöffnet, und zwar montags und mittwochs von 12 bis 18 Uhr, an den übrigen Tagen von 12 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Weitere Infos unter www.deutsche.weine.de

Montag, 7. März 2011

Rebstöcke im Schatten des Hochofens


Pferde wiehern - und wundern sich. Ein Hahn kräht fast ehrfurchtsvoll. Denn: 75 Löcher haben die fleißigen Parkpfleger vom Duisburger Landschaftspark Nord gebuddelt. Ein Hauch von Mist und Frühlingserwachen liegt in der Luft, während nur wenige Meter weiter die Industriekulisse des ehemaligen Hüttenwerks sich vor blauem Himmel abzeichnet. Auf Duisburgs zweitältesten Bauernhof - dem Ingenhammshof - pflanzt die badische Weinkönigin Katja Bohnert erstmals in Duisburg Wein an. Ein Experiment im Vorfeld der Weinmesse Baden-Württemberg Classics (12. und 13. März in der Kraftzentrale des Landschaftspark Nord). Jeweils 25 Rebstöcke der Sorten Garant (weiß), Galanth (Rot) und Solaris (weiß) haben die Winzer des Ländle ausgesucht. "Emscher Hanglage" wurde das erste Duisburger Anbaugebiet getauft. Die ausgesuchten Trauben sind für den Boden und die klimatischen Bedingungen tief im Westen am besten geeignet. In drei Jahren ist die erste Lese geplant - wenn Bacchus mitspielt. Bis zu 300 Liter Wein können daraus gewonnen werden. Fortsetzung folgt!